Quintidi, 5e Germinal · An CCXX
Sonntag, 25. März 2012

Der vergangene Winter war in Deutschland geprägt von der Diskussion um den Bundespräsidenten. Am 18. März fand der Streit mit der Wahl von Joachim Gauck sein Ende. Viele bezeichnen diesen Tag jetzt schon als historisch, denn mit diesem Datum sei ein wesentlicher Prozess der deutschen Wiedervereinigung abgeschlossen. Die beiden wichtigsten politischen Ämter der Bundesrepublik sind jetzt von Personen besetzt, die in der DDR aufgewachsen sind. Der 18. März steht auch sonst - ähnlich, aber nicht so belastet wie der 9. November - für viele herausragende Ereignisse in Deutschland: 1990 die ersten freien Wahlen in der DDR, 1848 der Aufstand in Berlin als Höhepunkt der Märzrevolution. Und außerdem - damit wären wir bei der Französischen Revolution angelangt - wurde an diesem Tag, am 18. März 1793, der Rheinisch-deutsche Freistaat gegründet, besser bekannt unter dem Namen Mainzer Republik.
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Die Geschichte dieses ersten bürgerlich-demokratischen Staatswesens auf deutschem Boden begann am 21. Oktober 1792. Französische Revolutionstruppen, die nach dem Sieg von Valmy zum Gegenangriff übergegangen waren, besetzten an diesem Tag die Stadt Mainz. Die Pfalz war damit in den Händen der Französischen Revolutionäre. Der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal floh. In Mainz gründete sich schon am nächsten Tag der Mainzer Jakobinerklub, der viele prominente Mitglieder aufwies: unter anderem Georg Forster, Georg von Wedekind und Mathias Metternich. Das von General Custine befehligte Militär besetzte die Verwaltung mit deutschen Jakobinern.


Nachdem der Pariser Konvent am 15. Dezember 1792 beschlossen hatte, notfalls auch gegen den Willen der Bevölkerung in den besetzten Gebieten demokratische Strukturen zu schaffen, wurden auch nach Mainz Kommissare des Konvents gesendet, um diesen Beschluss durchzusetzen. In Zusammenarbeit mit den deutschen Jakobinern wurden die ersten Wahlen vorbereitet, nicht ohne Repressalien: Für großen Unmut sorgte in Teilen der Bevölkerung die Pflicht, einen Eid auf die Grundsätze der Revolution zu leisten, um an den Wahlen teilnehmen zu können. Aber immerhin entsendeten 130 Städte und Dörfer aus den besetzten Gebieten Abgeordnete für den Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent.
Dieses Parlament verkündete am 18. März 1793: Der ganze Strich Landes von Landau bis Bingen, welcher Deputierte zu diesem Konvente schickt, soll von jetzt an einen freyen, unabhängigen, unzertrennlichen Staat ausmachen, der gemeinschaftlichen, auf Freiheit und Gleichheit gegründeten Gesetzen gehorcht. Die Mainzer Republik war damit gegründet. Schon wenige Tage später beantragte dieses Parlament den Anschluss an Frankreich, dem der Pariser Konvent am 30. März stattgab. Aber inzwischen war Mainz bereits von feindlichen Truppen umstellt. Nur noch das Stadtgebiet befand sich in den Händen der Revolutionäre, die am 23. Juli vor den Preußen kapitulierten.


· Jahrestage im Frühling CCXX ·

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© Jan Knupper CCXX (2012)