Herzlich willkommen zur achtzehnten Ausgabe des Lettre de la République! Am Ende dieses Sommers wird sich zum 250. Mal der Geburtstag von Jean Marie Hérault de Séchelles jähren. Wenn man will, könnte man Hérault als eine besser aussehende Version Dantons mit einem etwas feineren Sinn für Kultur beschreiben. Beide waren ähnlich gute Redner mit vergleichbaren politischen Überzeugungen, und sie hatten dieselben Laster. Sie starben zusammen. Die Biografien von Hérault und Danton zeigen das für Revolutionäre typische Muster: Aufstieg - Triumph - Verhängnis.
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Hérault de Séchelles stammte aus einer bekannten Adelsfamilie. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich für die Ideen der Revolution zu begeistern. Der Rechtsanwalt Hérault machte vor allem als geistig brillanter und dandyhafter Typ von sich reden, der Sinn für Ironie hatte. Mit seiner Wahl in den Wohlfahrtsausschuss im Juni 1793 wurde er einer der mächtigsten Männer Frankreichs. Aber obwohl er den Montagnards zugerechnet wurde und einer der Hauptautoren der Verfassung von 1793 war, machte ihn seine allzu lockere Art schnell bei Robespierre verdächtig. Und tatsächlich hatte Hérault einen leichten Hang zur Korruption, ähnlich wie sein Freund Danton. Nach einer diplomatischen Mission ins Elsass erhärtete sich dieser Verdacht. Hérault verlor deshalb im Dezember 1793 seinen Sitz im Wohlfahrtsausschuss.

Hérault de Séchelles

Georges Danton
Bald darauf wurde er verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Der Schauprozess gegen Hérault und andere war zwar formal ein Justizverbrechen, inhaltlich hatten die Vorwürfe jedoch durchaus Hand und Fuß. Hérault starb am 16. Germinal des Jahres II (5. April 1794) zusammen mit Danton, Desmoulins und vielen anderen "Verschwörern gegen die Republik" auf der Guillotine. Hérault behielt auch noch auf dem Todeskarren seine aristokratische Würde. Erhalten geblieben ist sein Buch Theorie des Ehrgeizes - eine Sammlung von Anweisungen, wie man es zu geistiger Brillanz und gesellschaftlichem Erfolg bringen kann. Ein unterhaltsames Zeugnis der Zeit vor der Französischen Revolution.
In Dantons Tod lässt Georg Büchner auch Hérault auftreten:
DANTON: Wenn einmal die Geschichte ihre Grüfte öffnet, kann der Despotismus noch immer an dem Duft unserer Leichen ersticken.
HÉRAULT: Wir stanken bei Lebzeiten schon hinlänglich. Das sind Phrasen für die Nachwelt, nicht wahr, Danton; uns gehen sie eigentlich nichts an.
Und ganz zum Schluss, schon auf der Guillotine:
HÉRAULT: Ach, Danton, ich bringe nicht einmal mehr einen Spaß heraus. Da ist's Zeit. (Hérault will Danton umarmen, aber der Henker stößt ihn zurück)
DANTON (zum Henker): Willst du grausamer sein als der Tod? Kannst du verhindern, dass unsere Köpfe sich auf dem Boden des Korbes küssen?

Georg Büchner


Das bekannte Epos von 1989 mit dem schlichten Titel Die Französische Revolution gibt es jetzt endlich auch auf DVD. Trotz gelegentlicher Schwächen ist dieser 6-stündige Film sehr unterhaltsam und ein Must-Have für alle Revolutionsfans. Ein Klassiker ist er allemal.

Regie: Robert Enrico, Richard T. Heffron
Schauspieler: Klaus-Maria Brandauer (Danton), Andrzej Seweryn (Robespierre), Christopher Thompson (Saint-Just), Jane Seymour (Marie Antoinette), Jean Francois Balmer (Louis XVI), Francois Cluzet (Camille Desmoulins), Marie Bunel (Lucile Desmoulins), Peter Ustinov (Mirabeau), Sam Neill (Lafayette), Georges Corraface (Hébert), Christopher Lee (Sanson) uvm.

 
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wünsche ich einen angenehmen Sommer!

····· Salut et Fraternité! ·····
© Jan Knupper CCXVII (2009)