Die Französische Revolution | Jean Henri Voulland
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Jean Henri Voulland (1751 - 1801)


Mitglied des Sicherheitsausschusses


Jean Henri VoullandJean Henri Voulland – ein Name, der heute nahezu vergessen ist. Aber er nahm neben Amar und Vadier eine führende Rolle im Sicherheits­ausschuss ein, dem Ausschuss, der im Schreckens­jahr II der Republik mit der Leitung des Justizapparats beauftragt war. Voulland war ein Terrorist, wie er im Buche steht; weit links stehend, sympathisierte er mit dem Ultra-Revolutionär Jacques-René Hébert, der im Germinal II (März 1794) guillotiniert wurde. Die Feindschaft Voullands zu Robespierre lag nicht nur an den Kompetenzkonflikten zwischen Sicherheits- und Wohlfahrts­ausschuss: Voulland war ein überzeugter Gegner des Christentums, und ihm war der von Robespierre propagierte Kult des Höchsten Wesens zuwider. Nach dem Sturz Robespierres zählte Voulland zu den linken Thermidorianern. Er beteiligte sich am letzten Volksaufstand vom 20. Prairial und erhielt daraufhin – auch wegen seiner Beteiligung am Terror-Regime – vom Konvent einen Haftbefehl. Er konnte sich verborgen halten, bis der Konvent – kurz bevor dieser auseinanderging – eine Generalamnestie für Verbrechen im Zusammenhang mit der Revolution erklärte. Voulland wusste genau, dass diejenigen, die ihn für seine Beteiligung am Terror inhaftieren wollten, genauso daran beteiligt waren wie er. Er zog sich enttäuscht aus der Politik zurück und starb, arm und vergessen, noch nicht einmal 50-jährig, in Paris.


Jean Henri Voulland…


Zitate

Es ist das dritte Mal, dass das Wohl des Vaterlands von mir verlangt, die Todesstrafe zu fordern, ich hoffe, dass es das letzte Mal sein wird.
Voulland bei der Abstimmung über die Strafe für den König

Wir werden diesen dicken, gefüllten Steinbutt ausweiden.
Voulland über Danton, 1794

Wenn du mich jetzt als freien Mann siehst, aber gleichwohl außerhalb des Gesetzes, dann liegt es daran, dass sie [die Mitglieder des Konvents] wissen, was ich gegen sie in der Hand habe.
Voulland zu einem Freund, als er sich infolge der Generalamnestie nicht mehr versteckt halten musste


Fundstellen

Voulland, ein Advokat aus Uzès, den die Protestanten des Departements Gard in die Konstituante gewählt hatten, benimmt sich wie eine sadistische Marionettenfigur. Die Hinrichtungen machen ihm Spaß, von ihm ist weder Nachgiebigkeit noch Mitleid zu erwarten.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 42

Der für die Unterdrückungsmaßnahmen zuständige Allgemeine Sicherheits­ausschuss war der Übergriffe durch den Wohlfahrts­ausschuss und besonders der Tätigkeit dessen Polizeibüros überdrüssig. Er bestand aus unerbittlichen Männern wie Amar, Vadier oder Voulland, deren innere Einstellung der extremistischen Richtung sehr nahe kam, und wollte die Schreckens­herrschaft, von der seine Macht abhing, verlängern.
Albert Soboul: Die Große Französische Revolution, S. 374

Robespierre hatte außerdem […] erfahren, dass Amar und Voulland am 5. Thermidor die verhafteten girondistischen Deputierten im Gefängnis besucht und ihnen allerhand Aufmerksamkeiten erwiesen haben: Hält man eure Korrespondenz zurück? Verweigert man euch alle Dinge, die das Leben angenehm machen, wie Kaffee, Sirup, Schokolade und Früchte? Wird eure Stellung hier verkannt? Und als sie hörten, dass die Deputierten die gleich Behandlung wie die anderen Gefangenen erfuhren, habe Amar Tränen vergossen und gesagt: Das ist ein schauderhaftes Verbrechen!
Albert Mathiez: Die Französische Revolution II, S. 661 (über die Versuche des Sicherheits­ausschusses unmittelbar vor dem 9. Thermidor, Verbündete gegen Robespierre zu gewinnen)


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