Pierre Vergniaud (1753 - 1793)
- 31. Mai 1753 · Geboren in Limoges
- 1781 · Rechtsanwalt
- 31. August 1791 · Wahl zum Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung
- September 1792 · Abgeordneter des Departements Gironde für den Nationalkonvent
- 2. Juni 1793 · Verhaftung durch den Nationalkonvent
- 31. Oktober 1793 · Hinrichtung in Paris
Begabt, aber gescheitert
Seine seltenen, aber brillianten Ausbrüche machten Vergniaud zum fähigsten Redner der Girondisten. Doch obwohl er das Talent eines Staatsmannes besaß, verspürte er keine Lust dazu. Er war frei von Ehrgeiz oder Durst nach Ruhm. Obwohl er – ganz im Gegensatz zu Robespierre – für den Krieg gegen die Monarchien Europas war, erschien ihm Gewalt letztlich als etwas Gemeines und Vulgäres. So stellte er am Tag seiner Hinrichtung – als er gemeinsam mit den führenden Girondisten den Karren zur Guillotine bestieg – resigniert fest: Die Revolution frisst ihre Kinder.
Pierre Vergniaud…
- war Abgeordneter der Gesetzgebenden Versammlung
- war Abgeordneter im Nationalkonvent, wurde dort den Girondisten zugerechnet
- stimmte im Prozess gegen den König für Tod mit Vorbehalt oder eine mildere Strafe
- war der Berufs-/gesellschaftlichen Gruppe Juristen zuzuordnen
- war beim Ausbruch der Revolution (Sturm auf die Bastille) 36 Jahre alt
- starb im Alter von 40 Jahren
- wurde guillotiniert
Zitate
O König, der Sie ohne Zweifel wie der Tyrann Lysander glaubten, Wahrheit und Lüge habe den gleichen Wert und man müsse die Menschen mit Eiden belustigen, wie man Kinder mit Knöpfen erfreut […] Sie sind nichts mehr für diese Verfassung, die Sie so schmählich verletzt, nichts mehr für dieses Volk, das Sie so feige verraten haben!
Vergniaud, 3. Juli 1792
Es brauchte Mut am 10. August, um Louis in seiner Allmacht anzugreifen. Braucht es ebensoviel Mut, einen besiegten und entwaffneten Louis in den Tod zu schicken? […] Welchen Mut seht ihr darin, eine Tat auszuführen, deren ein Feigling fähig wäre?
Vergniaud, 31. Dezember 1792
Das Volk, das Louis die Unverletzlichkeit versprochen hat, kann allein erklären, dass es von seinem Recht zu strafen, auf das es verzichtet hatte, wieder Gebrauch machen will.
Vergniaud, 31. Dezember 1792; er versuchte hiermit die Volksbefragung über die Todesstrafe für Louis mit der Verfassung von 1791 zu begründen
Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder.
Die letzten Worte von Pierre Vergniaud, führender Girondist, vor seiner Hinrichtung am 31. Oktober 1793
Wie schade, dass ein Talent wie das seine nicht von der Glut einer Seele bestimmt wurde, die sich in der Begeisterung für das öffentliche Wohl verzehrt, wie schade, dass ihm die Zähigkeit des arbeitsamen Mannes fehlte.
Manon Roland über Pierre Vergniaud
Fundstellen
Brissot, der eigentliche Staatsmann der Gironde, war ein Redner von wenig Ausstrahlungskraft, und so fiel vor allem dem eloquenten Vergniaud die Aufgabe zu, den Standpunkt der Gruppe auf der Rednertribüne der Legislative und des Konvents zu vertreten.
Peter Fischer: Reden der Französischen Revolution, S. 443
In Wirklichkeit ist er ein Hohlkopf, der trotz seiner Begabung mit 36 Jahren noch keinen Beruf und keine Stellung hat, der sich schon überall versucht hat, im Seminar, in der Jurisprudenz, in der Verwaltung und bei Gericht; nun verbringt er seine Zeit in Cafés und hinter den Kulissen, unfähig, sich für etwas zu entscheiden, um eine nützliche Aufgabe zu erfüllen: ein guter Redner, aber nicht mehr.
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 194 f.
Vergniaud ist wohl der einzige Redner der Französischen Revolution, der der Form seiner Reden den Vorzug vor dem durch sie zu vertretenden politischen Standpunkt gab (das tat auch Mirabeau nicht!).
Peter Fischer: Reden der Französischen Revolution, S. 443
Vielleicht wurde er [Vergniaud] gerade wegen seiner Unentschiedenheit und der Vorliebe für die Form der exemplarische Redner der Gironde.
Peter Fischer: Reden der Französischen Revolution, S. 443 f.
