Die Französische Revolution | Jean Lambert Tallien
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Jean Lambert Tallien (1767 - 1820)


Der Dolch des 9. Thermidor


Jean Lambert TallienEin einziger Auftritt machte ihn berühmt: Thea­tralisch schwenkte er am 9. Thermidor einen Dolch auf der Redner­bühne, schrie wie ein Wahn­sinniger und griff den Tyrannen Robespierre an. Es ging ihm nicht um die Beendigung des Terrors (an dem er aktiv mitgewirkt hatte), sondern um die Befreiung seiner Geliebten. Mit Erfolg: Robespierre fiel, Thérésa Cabarrus wurde befreit. Aber die Ehe war kurz, denn Thérésa, die zur Party-Ikone des Directoires geworden war, fand schnell einen vermögenden Bankier. Tallien machte dort weiter, wo er im Terror aufgehört hatte: Er gründete zusammen mit Fréron die Jeunesse dorée, einen Schlägertrupp, der sich vorwiegend mit den noch übrig gebliebenen Jakobinern beschäftigte, und organisierte Standgerichte bei der Armee. Aber er konnte nie wieder richtig Fuß in der Politik fassen. Schließlich begleitete er Napoleon auf seinem Ägyptenfeldzug und konnte später noch einmal kurz als Konsul in Alicante wirken. Danach wurde es still um ihn. Im Alter von 53 Jahren starb er völlig verarmt in Paris.


Jean Lambert Tallien…


Zitate

Eben war der Polizeiinspektor bei mir. Er kam, um mir anzuzeigen, dass ich morgen vor das Gericht, das heißt aufs Schafott soll. Das hat wenig mit dem Traum gemeinsam, den ich diese Nacht träumte: Robespierre existierte nicht mehr und die Gefängnisse waren geöffnet. Aber dank eurer hervorragenden Feigheit wird sich bald niemand mehr in Frankreich finden, der ihn erfüllen kann.
Thérésa Cabarrus in einem Brief aus dem Gefängnis an ihren Geliebten Tallien, kurz vor dem 9. Thermidor

Ich habe mich mit einem Dolch bewaffnet, der die Brust dieses Mannes durchbohren wird, falls der Konvent nicht den Mut hat, seine Verhaftung anzuordnen.
Tallien am 9. Thermidor (er meint Robespierre)

Das Haupt der Verschwörer ist gefallen! Lasst uns zu unseren Mitbürgern stoßen, teilen wir die allgemeine Fröhlichkeit. Der Todestag eines Tyrannen ist ein Fest für die Brüderlichkeit!
Tallien vor dem Konvent, kurz nachdem Robespierre auf dem Platz der Revolution hingerichtet wurde

Ich habe ihn gekannt. Nie habe ich einen subalternen Revolutionär getroffen, der falscher gewesen wäre, barer sämtlicher Kenntnisse und Prinzipien, mehr dazu geschaffen, unter den Leuten im Staube zu kriechen.
Mallet du Pan über Tallien


Fundstellen

Am 11. September [1792] ereignet sich ein neuer zunächst wenig bedeutender Zwischenfall. Robespierre verhindert nämlich die Wahl Talliens, indem er ihm vorwirft, schwach gewesen zu sein, als das Volk schwach war, und stark, als das Volk stark war. Zwei Jahre vor dem 9. Thermidor hat er den Opportunismus und die Feigheit dieses Charakters enthüllt!
Jean Massin: Robespierre, S. 197

[...] die das luxuriöse Leben der Beauftragten nach Paris anzeigten und berichteten, dass Tallien mit der schönen Theresa Cabarrus, der Tochter des Direktors der spanischen Bank von Saint-Charles, einer neuen Dubarry, die er aus dem Gefängnis befreit, und die mit einer roten Mütze geschmückt auf den Staatsfeiern paradiere, wie in einer richtigen Ehe lebe.
Albert Mathiez: Die Französische Revolution II, S. 591 (über Tallien als Konventsbeauftragter in Bordeaux)

Unwissend und träge, ohne Mut, ohne Rechtschaffenheit, ohne Gewissen, dafür von zynischer Selbstsicherheit aufgebläht und ein gewandter Redner, gelingt es ihm, sich in der Kanzlei der Kommune und schließlich im Konvent einzunisten.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, 216 f.

Er schrieb so schlecht, dass Alexandre de Lameth, der ihn zum Schreiber genommen hatte, ihn entließ.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, 216, Fn. 1


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