Die Französische Revolution | Louis Antoine Saint-Just
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Louis Antoine Saint-Just (1767 - 1794)


Todesengel der Revolution


Louis Antoine Saint-JustLouis Antoine Saint-Just ging als Todesengel der Revolution in die Geschichte ein. Auf dem Podest des Konvents stehend, sein feminines Antlitz von Kerzen erleuchtet und den Tod der Revolutions­feinde fordernd – an diesem Bild hat sich bis heute nichts geändert. Robespierre dachte Rousseau zuende, und Saint-Just dachte Robespierre zuende. Er war tatsächlich in vielen politischen Fragen radikaler als sein Freund, mit dem er im Wohlfahrts­ausschuss die Politik zur Zeit der Schreckensherrschaft mitbestimmte. Fast schon unmenschlich in der konsequenten Durchsetzung seiner Überzeugungen, wurde ihm sein Mut und seine Aufrichtigkeit jedoch selbst von seinen Gegnern zugestanden. Er wollte seinen Traum von einer Republik der absoluten Gleichheit mit der Guillotine durchsetzen – um jeden Preis. Er verlor diesen Kampf, gewann für sich aber die Unsterblichkeit. Noch heute wird er von Revolutionären in aller Welt wie ein Gott verehrt. Er starb, erst 26 Jahre alt, auf der Guillotine, ohne irgendein Zeichen von Schwäche zu zeigen.


Louis Antoine Saint-Just…


Zitate

Ich flehe das Grab herbei als eine Wohltat der Vorsehung, um nicht länger der Straflosigkeit der gegen mein Vaterland und die Menschheit angezettelten Übeltaten zusehen zu müssen.
Saint-Just

An dem Tag, an dem ich überzeugt bin, dass es unmöglich ist, die Franzosen maßvoll, stark, aufgeschlossen zu machen und unerbittlich gegen Gewaltherrschaft und Ungerechtigkeit, werde ich mir das Leben nehmen.
Saint-Just in den Fragmenten über die Republikanischen Institutionen

Diejenigen, welche nur halbe Revolutionen machen, graben sich nur ihr eigenes Grab.
Saint-Just in einer Rede vor dem Nationalkonvent, 26. Februar 1794

Eine Republik aufzubauen heißt alles, was ihr entgegensteht, zu zerstören.
Saint-Just

Europa soll wissen, dass ihr auf französischem Boden nicht einen Unglücklichen und nicht einen Unterdrücker mehr dulden wollt.
Saint-Just vor dem Konvent, 3. März 1794, zu den Ausführungsbestimmungen zu den Ventôsedekreten

Es musste geschehen, dass die Regierung schlechter wurde, indem sie sich ihrer Mitglieder entblößte. Couthon ist fortwährend abwesend. Prieur de la Marne ist seit acht Monaten abwesend; Saint-André [Jeanbon] ist in Port-la-Montagne, Lindet ist in seinen Büros vergraben, Prieur de la Côte d'Or in den seinigen; ich war bei der Armee, und der Überrest, welcher die Autorität aller ausübte, scheint mir ihre Abwesenheit zu benutzen versucht haben.
Aus dem Manuskript von Saint-Just für seine Rede am 9. Thermidor, die er nicht mehr halten konnte (mit dem Überrest sind Barère, Billaud, Collot und Carnot gemeint)

Ich gehöre keiner Faktion an, ich werde sie alle bekämpfen. Der Lauf der Dinge hat es gewollt, dass diese Rednertribüne vielleicht der tarpejische Felsen für den war, welcher Ihnen sagte...
Die ersten Sätze von Saint-Just in seiner Rede am 9. Thermidor, bis er von Tallien unterbrochen wurde

Die Legende ist nicht aus der Schönheit des Saint-Just entstanden, sondern seine Schönheit aus der Legende.
André Malraux


Fundstellen

Jedesmal, wenn Saint-Just an der Front eintrifft, ist es, als wenn ein stählerner Wind angestürzt käme, in die zerfetzten Fahnen bliese, die Zelte der Offiziere umrisse, die Papiere der Intendanten wegfegte und an den Mauern der Festungen rüttele.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 213

Überzeugt davon, dass die ewige Weisheit sich in ihm verkörpert, fließt er über von schneidenden Sentenzen und absoluten Aphorismen. Er ist schön und unverschämt, dabei grausam und maßlos eitel.
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 329 f.

Saint-Just ist mit seinen 26 Jahren der Benjamin der Zwölf [im Wohlfahrts­ausschuss]; wäre er nicht von einer über jeden Zweifel erhabenen Tapferkeit, könnte man meinen, er sei ein aufgeblasener Schwätzer.
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, 329

Nach Robespierre trat Saint-Just aufs Podium und verlas seinen Bericht. Zeugen dieser Szene erinnerten sich an das monotone Gedröhn seiner Stimme und die böse Art, in der er seine Anklagen durch eine hackende Geste der linken Hand unterstrich, wie um das Steigen und Fallen des Messers der Guillotine zu verdeutlichen.
Stanley Loomis: Ein Jahr, zwei Wochen und ein Tag, S. 267 (über den Bericht Saint-Justs betreffend die Verhaftung Dantons)

[Collot] stürzt sich auf Saint-Just, packt ihn am Ärmel und brüllt: Was schreibst du da? Du schreibst wohl die Anklageschrift gegen uns? Der Jüngling blickt den Rasenden sehr ruhig und freundlich an, zögert eine Weile und sagt dann: Ganz richtig, mein Lieber, das tue ich! Und zu Carnot gewandt fügt er hinzu: Auch dich habe ich nicht vergessen.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 341 (über eine Szene im Wohlfahrts­ausschuss in der Nacht zum 9. Thermidor)

Niemals wird die Welt mit ihrem Staunen über diesen Jüngling zu Ende kommen, niemals wird sie sich zwischen der scheuen Bewunderung seiner Größe und dem Entsetzen über seine Unmenschlichkeit entscheiden können.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 193


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