RepublikanischeZeitrechnung, die den Gregorianischen Kalender ersetzen sollte
Die Revolutionäre wollten alle Lebensbereiche im Sinne der Vernunft, des Fortschritts und der Natur verändern. Dazu gehörte auch der Gregorianische Kalender (unser heute noch gültige Kalender), der die christliche Religion zur Grundlage hat. Im Oktober 1793 wurde vom Nationalkonvent beschlossen, eine republikanische
Zeitrechnung einzuführen, die als Ausgangspunkt das Datum der Republikgründung hatte und sich im Übrigen streng nach der Natur und den Jahreszeiten richtete. Die öffentliche Verwaltung hatte den Kalender streng zu befolgen. In der Bevölkerung stieß das neue Zeitsystem aber kaum auf Gegenliebe. Insbesondere die Abschaffung der 7-Tage-Woche durch die Dekade war unbeliebt: Nur noch jeder zehnte Tag war jetzt Ruhetag. So hatte der Kalender nicht lange Bestand und wurde vom späteren Kaiser Napoleon wieder abgeschafft. Viele Ereignisse der Revolution werden aber noch heute mit dem Republikanischen Kalender in Verbindung gebracht. So spricht man vom 9. Thermidor, wenn vom Sturz Robespierres am 27. Juli 1794 die Rede ist, oder vom 18. Brumaire, wenn der Staatsstreich Napoleons vom 9. November 1799 gemeint ist.
Zur Aufhebung des Sonntags.
Rommes Antwort auf die Frage, wozu der neue Kalender diene
Die Priester hatten jeden Tag des Jahres für das Gedenken an einen angeblichen Heiligen vorgesehen; dieser Katalog von Namen war weder nützlich noch logisch, er war ein Verzeichnis der Lüge, des Betrugs, der Scharlatanerie.
Fabre d'Eglantine zur Begründung der Abschaffung des alten Kalendersystems
Die Zeitrechnung der Revolution wurde verkündet, sie begann mit dem 22. September 1792 als dem ersten Tag des Jahres I, den Revolutionären aller Welt anzeigend, dass ein unerhörter, frühlingshafter Abschnitt der Geschichte der Menschheit begonnen habe.
Otto Zierer: Robespierre, S. 397
So wird auf einen Schlag der seit Jahrhunderten gewohnte Rahmen des Alltags gesprengt.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 310 (zur Abschaffung des Gregorianischen Kalenders)
Es entspricht ganz der unwirklichen Atmosphäre jener Zeit, dass man die Einteilung des Kalenders geändert hatte. Die meisten Historiker benutzen zur Datierung der Ereignisse diesen Revolutionskalender. Diese Terminologie ist verwirrend, vermittelt jedoch einen besonderen Begriff von der Periode und von Frankreichs zeitweiligem Ausscheiden aus dem normalen Fluss der Weltgeschichte.
Stanley Loomis: Ein Jahr, zwei Wochen und ein Tag, S. 283
Selbst gutwillige Bauern, die die Dekadenfeste feiern wollten, lehnten den Dekadenrhythmus ab.
Michael Meinzer: Der französische Revolutionskalender, S. 60
Napoleon und seine Räte hatten nicht nur einen langen Arbeitstag und manchmal auch eine lange Arbeitsnacht: Sie arbeiteten eine ganze lange republikanische Woche. Auch wenn man die Nachtsitzungen nicht mitrechnete, konnte das Konsulat pro Jahr zwanzig Arbeitstage mehr für sich buchen als die Monarchie.
Vincent Cronin: Napoleon, S. 251