Mit 15 Jahren wurde die österreichische Prinzessin mit dem französischen Thronfolger vermählt. Dieser machte sich nicht viel aus Frauen, und die leidenschaftliche Marie Antoinette musste sich ihre Vergnügungen anderswo suchen. Vom Volk wurde sie nur verächtlich die Österreicherin
genannt, deren Verschwendungssucht einen nicht unerheblichen Beitrag zum Ruin der Staatsfinanzen leistete – ein wesentlicher Auslöser für die Französische Revolution. Aber in den vier Jahren vom erzwungenen Umzug der Königsfamilie nach Paris bis zu ihrer Hinrichtung zeigte Marie Antoinette eine Größe, die man in den Jahren ihrer Leichtlebigkeit nicht hätte erahnen können. Sie konspirierte mit den Monarchien des Auslands, um ihre Familie zu retten. Ein Fluchtversuch scheiterte. Am Ende wurde sie Opfer eines geschmacklosen Justizmordes in einem regelrechten Schauprozess, der einen dunklen Schatten auf die Revolution warf. Mit der Guillotinierung der ehemaligen Königin begann die erste große Hinrichtungswelle der Schreckensherrschaft.
Wenn das Volk kein Brot hat, soll es doch Kuchen essen.
Fälschlicherweise Marie Antoinette zugeschriebender Ausspruch
Der König verfügt nur über einen Mann – und das ist seine Frau!
Mirabeau
Verzeihen Sie, mein Herr, das habe ich nicht mit Absicht getan.
Marie Antoinette, nachdem sie dem Henker auf die Füße getreten war
Die Kerntruppe der Emigranten wird von persönlichen Feinden Marie-Antoinettes gebildet; es ist dieselbe Clique, die sie seit ihrer Ankunft in Versailles verspottet und verleumdet hatte. Die Königin ist in Gefahr? Ja, da kann man nichts machen!
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 207
Im Gefängnis La Force fand man unter Hunderten von Aristokraten auch die intime Freundin der Königin, die Prinzessin von Lamballe. Man zerfleischt sie und trägt ihre Eingeweide im Triumph zum Temple, um sie der Königin zu zeigen.
Hans Erik Hausner: Zeitbild, S. 103 (über die Septembermassaker)
Schließlich wurde, gerade als wolle man Europa von neuem herausfordern, die Königin Marie-Antoinette vor das Revolutionstribunal gestellt, und nach einem schmutzigen Prozess, in dem Fouquier-Tinville vergeblich versuchte, die Königin in den Kot zu zerren, wurde sie am 16. Oktober um 4 Uhr morgens zum Tode verurteilt und am gleichen Mittag hingerichtet.
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 291