Die Französische Revolution | Jean Paul Marat
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Jean Paul Marat (1743 - 1793)


Der heilige Blutsäufer


Jean Paul MaratArzt und Wissen­schaftler, vor allem aber ein Hitzkopf, der mit der Radikali­tät seiner Auffassung bei den meisten Menschen Abscheu erregte. Er war der perfekte Agitator, den der Pariser Pöbel im September 1792 benötigte, um sich die Ermordung wehrloser Gefangener mit revolutionärer Rhetorik rechtfertigen zu lassen. Unablässig forderte er Köpfe – vor und nach den Septembermassakern. Die Ermordung durch Charlotte Corday auf dem Höhepunkt seiner Popularität machte ihn zu einem Heiligen der Revolution.


Jean Paul Marat…


Zitate

Wir marschieren gegen den Feind, aber wir werden hinter unserem Rücken nicht die Räuber zurücklassen, damit sie unsere Weiber und Kinder abschlachten!
Aus einem Rundschreiben Marats an die Provinzen in den Tagen des Septembermassakers

Das Volk ist meiner Stimme gehorsam gewesen. Es hat Frankreich gerettet, indem es sich selbst diktatorische Vollmachten gab, um Verräter zu töten.
Marat im Nationalkonvent kurz nach den Septembermassakern; er rief mit dieser Erklärung einen Sturm der Entrüstung hervor

Bürger! Nicht ein Schuldiger erscheint vor euch, sondern der Apostel und Märtyrer der Freiheit!
Marat, nachdem er vom Revolutionstribunal freigesprochen wurde (24. April 1793)

Die Freiheit muss durch Gewalt begründet werden, und es ist jetzt der Augenblick gekommen, da man den vorübergehenden Despotismus der Freiheit einrichten muss, um den Despotismus der Könige zu vernichten.
Marat über den Wohlfahrts­ausschuss, 6. April 1793


Fundstellen

Marat fordert unersättlich Opfer. In seinem Ami du Peuple, auf Nacht für Nacht angeschlagenen Plakaten ruft er mit großem Geschrei nach neuen Hekatomben. Er beschimpft die Girondisten, bedroht die National­versammlung, die er insgesamt aufs Schafott zu schicken gedenkt.
Octave Aubry: Die Französische Revolution I, S. 489 f.

Marat, der große Freund der Blutbäder, müsste zufrieden sein. Aber er will noch mehr. Paris allein genügt ihm nicht. Er will, dass das Gemetzel sich wie in der Bartholomäusnacht über ganz Frankreich verbreite.
Octave Aubry: Die Französische Revolution I, S. 485 (über die Septembermassaker)

Im Ganzen fordern die Septembertage in Paris und den Departements 1450 Tote. Für diese Toten sind in erster Linie Marat und dann Danton, Manuel, Hébert und Billaud-Varenne verantwortlich. Sie waren alle unmittelbar beteiligt.
Octave Aubry: Die Französische Revolution I, S. 488

Der Volksfreund wurde von einer fanatisch johlenden Bande seiner Bewunderer aus dem Gerichtssaal getragen. Das gewöhnlich um seine Stirn gewickelte speckige Tuch hatten sie abgenommen und ihm eine Lorbeerkrone aufgesetzt, so dass er ein Cäsar in Lumpen war. Sie trugen ihn vom Palais de Justice zum Konvent, wo sie die Tür zum Saal, in dem die Deputierten ihre Sitzung abhielten, brüllend aufstießen. Das grausame Lächeln, das sich um Marats Mund kräuselte, kündete seine nahende Rache schon an.
Stanley Loomis: Ein Jahr, zwei Wochen und ein Tag, S. 84 f. (24. April 1793, Marat wird vom Revolutionstribunal freigesprochen)

Sie glaubt einen Tyrannen zu töten, aber sie schafft einen Mythos.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 280 (über Charlotte Corday)

Spontan entsteht ein Kult um das Herz des Ami du Peuple, das der Cordeliers-Klub in einer Urne verwahrt. Schon Ende Juli findet ein großes Fest der Staatsbürger statt: dem Herzen des unbestechlichen Marat wird ein Altar errichtet.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 281


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