Die Französische Revolution | Georges Couthon
republique.de


[ Zur klassischen WWW-Version ]
[ NEU: Lettres de la République ]

Georges Couthon (1755 - 1794)


Der Dritte im Triumvirat


Georges CouthonCouthon war gelähmt. Er hatte einen Rollstuhl, dessen Räder er mit Hilfe von Handkurbeln bewegen konnte. Am 22. Prairial ließ er sich von einem Saaldiener auf das Rednerpult tragen, um von den Mitgliedern des Nationalkonvents die Verabschiedung des Schreckensgesetzes zu verlangen, das Hinrichtungen auf dem Verwaltungsweg ermöglichen sollte, ohne den Angeklagten die Gelegenheit zur Verteidigung zu geben, sprich: die Verfahrensdauer eines Prozesses vor dem Revolutionstribunal der Kapazität der Guillotine anzupassen. In Todesangst hoben die Abgeordneten ihre Hände und verabschiedeten damit das Gesetz. An diesem Tag begann der Große Terror. Als Couthon am 10. Thermidor – als vermeintlich dritter Diktator neben Robespierre und Saint-Just – selbst geköpft werden sollte, erwies sich seine Lähmung als hinderlich: Er konnte erst nach mehreren Minuten in eine Position gelegt werden, die eine saubere Trennung des Kopfes vom Rumpf erlaubte.


Georges Couthon…


Zitate

Nichts von Frieden, keinen Waffenstillstand mit den Despoten, keine Gnade, keine Amnestie für Verschwörer und Verräter – das ist der Ruf des Volkes!
Georges Couthon in einem Brief vom 4. Pluviôse II (23. Januar 1794)

Es handelt sich weniger darum, zu bestrafen, als zu vernichten.
Couthon über das Prairialgesetz

Es musste geschehen, dass die Regierung schlechter wurde, indem sie sich ihrer Mitglieder entblößte. Couthon ist fortwährend abwesend. Prieur de la Marne ist seit acht Monaten abwesend; Saint-André [Jeanbon] ist in Port-la-Montagne, Lindet ist in seinen Büros vergraben, Prieur de la Côte d'Or in den seinigen; ich war bei der Armee, und der Überrest, welcher die Autorität aller ausübte, scheint mir ihre Abwesenheit zu benutzen versucht haben.
Aus dem Manuskript von Saint-Just für seine Rede am 9. Thermidor, die er nicht mehr halten konnte (mit dem Überrest sind Barère, Billaud, Collot und Carnot gemeint)

Ich wollte auf den Thron steigen, ich?
Couthon mit einem Blick auf seine gelähmten Beine, nachdem Fréron ihn am 9. Thermidor vorgeworfen hatte, er wolle aus den Leichen der Volksvertreter Stufen machen, um den Thron zu besteigen.


Fundstellen

Saint-André, Couthon, Hérault, Prieur (Marne) bildeten mit Saint-Just die Linke des Ausschusses.
Albert Mathiez: Die Französische Revolution II, S. 470 (über den neuen Wohlfahrtsausschuss vom Juli 1793)

Schließlich die führenden Köpfe: Saint-Just, Couthon und Robespierre, denen die allgemeine Leitung der Politik vorbehalten bleibt.
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 329 (über den Wohlfahrts­ausschuss)

Während sich Couthon damit begnügte, einige Häuser an der Place Bellecour einreißen zu lassen, organisierten Collot d'Herbois und Fouché, die am 7. November [1793] eintrafen, die Repressionsmaßnahmen im großen Stil; eine Revolutionskommission trat an die Stelle der als zu nachgiebig beurteilten Volksjustizkommission und fällte 1667 Todesurteile; Gewehr- und Kartätschenfeuer ersetzten die zu langsame Guillotine.
Albert Soboul: Die Große Französische Revolution, S. 308 (über die Bestrafung der Stadt Lyon)

[…] der Kranke: Couthon, an den Füßen gelähmt, wird in einem kleinen Wägelchen einhergefahren und über die Stiegen getragen; er ist ein kaltblütiger, manchmal wie ein Staatsmann auftretender Sanguiniker.
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 330

Er neigt weniger zu persönlichen Auseinandersetzungen als andere, ist aber unerbittlich, wenn er den Eindruck hat, dass es um das Wohl des Landes geht. Gegen den König, gegen die Girondisten, gegen die Aufständischen von Lyon ist er ein gefährlicher Sachwalter der nationalen Belange.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 289 (über Couthon)

Dieser Couthon ist der sanfteste und geräuschloseste Inquisitor, den die Welt je gesehen hat. Er hat eine Familie, die er über alles liebt. Mit seinem Söhnchen zu spielen, ist ihm das höchste Vergnügen. Für Tiere hat er ein zärtliches Herz. […] Fast immer plagen ihn grässliche Kopfschmerzen, ein schmerzhafter Schluckauf quält ihn beinahe ununterbrochen. Trotzdem ist er nicht unliebenswürdig, seine Umgangsformen sind gewählt, nie erhebt er die Stimme. Die drei Männer des Triumvirats sind überhaupt die besterzogenen Leute im ganzen Konvent.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 272 f.


republique.de

Impressum | Datenschutz