Die Französische Revolution | André Amar
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André Amar (1755 - 1816)


Mitglied des Sicherheitsausschusses


André AmarIm Sicherheits­ausschuss, der während der Schreckens­herrschaft für die Organisation des Terrorapparats zuständig war, spielte Amar eine herausragende Rolle. Seine atheistische Grundüberzeugung führte zum Verwürfnis mit Robespierre, der den Kult des Höchsten Wesens einführen wollte und im Wohlfahrts­ausschuss die führende Position einnahm. So beteiligte sich Amar am 9. Thermidor, der zum Sturz Robespierres führte. Die gleichzeitige Beendigung der Schreckens­herrschaft jedoch hatte er nicht beabsichtigt, denn er gehörte genauso wie Collot d'Herbois und Billaud-Varenne zu den Linken im bunt zusammengewürfelten Bündnis der Thermidorianer. In der Folgezeit wurde er mehrmals verhaftet und vor Gericht gestellt, weil er sich an Aufständen und Verschwörungen gegen die Thermidorianer und das Direktorium beteiligt hatte. Am Ende entsagte André Amar, der in der Hochphase der Revolution eine so wichtige Rolle gespielt hatte, der Politik und widmete sich der Mystik. Sein Name ist heute fast vergessen.


André Amar…


Zitate

Fügen wir schließlich hinzu, dass die Frauen durch ihr Wesen zu einer Erregtheit neigen, die sich für die öffentlichen Angelegenheiten als verderblich auswirken müsste, und dass die Staatsinteressen bald allem geopfert würden, was die Lebhaftigkeit der Leidenschaft an Verwirrung und Unordnung erzeugen kann.
Amar zur Begründung des Gesetzes über das Verbot politischer Frauenvereine, November 1793

Eine Horde von Schelmen, die von Amar und Jagot begönnert werden.
Robespierre in seiner letzten Konventsrede am 8. Thermidor (26. Juli 1794) über die Beamten des Sicherheits­ausschusses


Fundstellen

Amar, ehemals königlicher Rendant in Grenoble, ein scheinheiliger, mit Redeblumen prunkender Schwätzer, der immer in Weibergesellschaft steckt, hat eine gemeine Seele. Mit einer großen Rührigkeit wird er der wichtigste Lieferant des Blutgerüsts sein.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 41

Am 3. Oktober [1793] legt Amar dem Konvent endlich den Bericht des Sicherheits­ausschusses über die Girondisten vor. Er erhebt nicht allein Anklage gegen die Führer der Girondisten, das heißt diejenigen, gegen die der Aufstand des 2. Juni gerichtet war, und diejenigen, die in der Folge bei der föderalistischen Rebellion die Initiative ergriffen hatten, sondern auch gegen die Dreiundsiebzig, die weniger bekannten Deputierten, die gegen den 2. Juni protestiert hatten.
Jean Massin: Robespierre, S. 296

Amar und Vadier gehören zum religionsfeindlichen und kriegsbegeisterten Flügel der Bergpartei: Sie hassen den Pontifex des Höchsten Wesens und verübeln es ihm, dass er ein Polizeibüro eingerichtet hat, das nicht ihrem Ausschuss untersteht.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 328 (mit dem Pontifex ist Robespierre gemeint)

Der für die Unterdrückungsmaßnahmen zuständige Allgemeine Sicherheits­ausschuss war der Übergriffe durch den Wohlfahrts­ausschuss und besonders der Tätigkeit dessen Polizeibüros überdrüssig. Er bestand aus unerbittlichen Männern wie Amar, Vadier oder Voulland, deren innere Einstellung der extremistischen Richtung sehr nahe kam, und wollte die Schreckens­herrschaft, von der seine Macht abhing, verlängern.
Albert Soboul: Die Große Französische Revolution, S. 374

Robespierre hatte außerdem […] erfahren, dass Amar und Voulland am 5. Thermidor die verhafteten girondistischen Deputierten im Gefängnis besucht und ihnen allerhand Aufmerksamkeiten erwiesen haben: Hält man eure Korrespondenz zurück? Verweigert man euch alle Dinge, die das Leben angenehm machen, wie Kaffee, Sirup, Schokolade und Früchte? Wird eure Stellung hier verkannt? Und als sie hörten, dass die Deputierten die gleich Behandlung wie die anderen Gefangenen erfuhren, habe Amar Tränen vergossen und gesagt: Das ist ein schauderhaftes Verbrechen!
Albert Mathiez: Die Französische Revolution II, S. 661 (über die Versuche des Sicherheits­ausschusses unmittelbar vor dem 9. Thermidor, Verbündete gegen Robespierre zu gewinnen)

In seiner [Amars] Wohnung in der Rue de Cléry empfing er ehemalige Terroristen und mehrere einflussreiche Mitglieder des Pantheon-Kreises. Diese Zusammenkünfte waren der Polizei bekannt. Die Teilnehmer gaben vor, das Direktorium zu unterstützen. In Wahrheit waren sie ihm sehr feindlich gesinnt und schlossen sich sehr bald der Bewegung Babeufs an.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 423, Fn. 1 (über Amars Beteiligung am Umsturzversuch Babeufs, 1795/96)


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