Zum mittlerweile fünften Mal erscheint ein Frühlings-Newsletter von republique.de, zu dem ich alle Leser herzlich begrüße. Diesmal dreht sich alles um Joseph Fouché, der am 21. Mai vor genau 250 Jahren zur Welt kam. Fouché spielte eine gewichtige Rolle in der Französischen Revolution. Sein größter Coup war wohl der Sturz Robespierres, aber im Verlauf seines Lebens gerieten noch einige andere mächtige Zeitgenossen in seine meisterhaft gelegten Fallen.
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Erstmals machte Joseph Fouché von sich reden, als er vom Konvent beauftragt wurde, die Stadt Lyon zu 'bestrafen', nachdem sich die Einwohner der Stadt 1793 gegen die Revolution gewendet hatten. Fouché verrichtete diesen Auftrag mehr als gründlich und verschaffte sich schon bald den Beinamen 'der Schlächter von Lyon'. Als er jedoch Anfang 1794 merkte, dass sein Übereifer vom Pariser Wohlfahrtsausschuss immer weniger gern gesehen wurde, mäßigte sich seine Politik schlagartig. Trotzdem wusste er bei seiner Rückkehr nach Paris, dass ihm wegen seiner allzu revolutionären Ausschweife eine Anklage - und damit der sichere Tod - bevorstand.


Fouché versuchte zwar durch einen persönlichen Besuch bei Robespierre, seinen ehemaligen Freund gnädig zu stimmen, er merkte jedoch schnell, dass dies aussichtslos war. Um sein Leben zu retten, begann er einen Abgeordneten nach dem anderen für den Sturz Robespierres zu gewinnen. Jeden Einzelnen überzeugte er davon, auf einer mysteriösen 'Liste' des Unbestechlichen zu stehen, die mit den Namen der demnächst zu Guillotinierenden versehen war. Die Inszenierung der Palastrevolte vom 9. Thermidor mit der Strategie, jeden Versuch einer Äußerung Robespierres im Keim zu ersticken, war sein persönliches Werk. Er selbst nahm an diesem Tag nicht an der Parlamentssitzung teil.
Nach dem 9. Thermidor wurde es zunächst still um Fouché. Erst 1799 tauchte er wieder in der Politik auf. Er wurde Polizeiminister des Direktoriums - und stürzte dieses am 18. Brumaire in Zusammenarbeit mit Napoleon. Fouché diente dem Konsul und anschließenden Kaiser viele Jahre, ebenfalls als Polizeiminister, um ihn am Ende zu verraten und in den Dienst des Todfeindes von Napoleon zu treten: Er wurde tatsächlich Mitglied im Kabinett des Bourbonen Louis XVIII. Zum Schluss seines Lebens wurde es still und einsam um den politischen Wendehals, der zeit seines Lebens jedem diente und jeden verriet.



Wer sich weiter über Joseph Fouché informieren will und gleichzeitig nichts gegen literarische Höchstspannung hat, dem sei die weltberühmte Biografie von Stefan Zweig empfohlen. Dieser Ausschnitt aus dem Buch beschreibt Fouchés Verhalten bei der Abstimmung über den Tod des Königs. Zweigs Meisterwerk ist eines meiner persönlichen Lieblingsbücher.
Das Buch gibt es bei amazon.de

 
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© Jan Knupper CCXVII (2009)